VON
BETTINA HOLLECZEK
RHEIN-KREIS NEUSS
Durch die Tiefen der Trauer gehen nicht nur Angehörige,
die einen geliebten Menschen verloren haben. Trauer-
und Sterbebegleiter brauchen selbst immer wieder
Phasen der Reflexion, um erfolgreich ihre
verantwortungsvolle Arbeit im Dienste der
Gesellschaft leisten zu können.
So richtete die
Hospizbewegung Kaarst e. V. (HBK) am vergangenen
Samstag im Rahmen ihrer „5. Kaarster
Trauertagung" den Blick auf die Frage:
„Welche Kompetenzen benötigen
Trauerbegleiter?" Der Schirmherr der Tagung,
NRW-Ministerpräsident Peer Steinbrück, dankte in
seinem Grußwort den ehrenamtlichen Kräften der
Hospizbewegung für ihre „wirklich unverzichtbare
Arbeit". „Wir hoffen, dass Sie von unserer
Trauertagung einen großen Erfahrungsschatz mit nach
Hause nehmen", wünschte die HBK-Vorsitzende
Hildegard Kallen den Teilnehmern.
Der Kaarster Bürgermeister
Franz-Josef Moormann betonte in seinem, von ihr
verlesenen Grußwort: „Dulden, Begleiten und Stützen
sind die gelebte Menschlichkeit, die wir so dringend
brauchen." Dennoch dürfe sich niemand selbst
überfordern bei der Begleitung Trauernder, mahnte
die Bremer Diplom-Psychologin, Buchautorin und langjährige
Leiterin des Stuttgarter Hospiz-Dienstes Dr. Daniela
Tausch-Flammer vor rund 120 Zuhörern im Kaarster Bürgerhaus.
Moderator Dr. Rurik
von Antropoff hatte zuvor den Wunsch des Plenums
nach Impulsen zur Erweiterung der Kompetenz für die
Begleitung Trauernder angesprochen. Dr. Daniela
Tausch-Flammer erklärte, die Basis für eine gute
Trauerbegleitung sei, sich der eigenen Trauer, der
eigenen Verlustängste zu stellen. „Wenn wir uns
selbst die existenziellen Fragen beantwortet haben,
geben uns diese Antworten Kraft, Sicherheit und
Vertrauen in die Heilung - das spürt dann auch der
Trauernde, wenn wir ihn begleiten", so die
Referentin.
Die
Diplom-Psychologin zeigte auf, für Trauerbegleiter
seien die regelmäßige Fortbildung und Supervision
ebenso wichtig, wie das Auftanken von Energie im
liebevollen Umgang mit Familie, Freunden und der
Natur, wie Zeit für Tränen, sportliche Betätigung
zur Erhöhung der Stressresistenz,
aber auch alles, was die Lebensfreude stärke. Ihre
Ausführungen gipfelten in einem angeregten
Erfahrungsaustausch. Gegenüber HBK-Koordinatorin
Andrea Lißke erklärte Dr. Tausch-Flammer: „Es
war eine sehr lebendige Diskussion, in der die
Professionalität der Teilnehmer spürbar
wurde."
Ebenso intensiv
gestaltete sich am Nachmittag die Arbeit in drei
Workshops. Der Supervisor Hermann Josef Leiders
regte die Teilnehmer an, sich mit ihren eigenen
Verhaltensmustern zu beschäftigen und dabei
herauszufinden, was ihnen helfen könne, die Arbeit
als Trauerbegleiter noch besser zu bewältigen. Der
Theologe und Psychotherapeut Heribert Fischedick erörterte
Fragen nach dem Sinn von Leben und Sterben und
stellte Sinnangebote aus der Mythologie zur
Diskussion.
Der Priester und
Psychoanalytiker Dr. Hermann-Josef Reuther lenkte
den Blick auf den Umgang mit eigenen Lebenskrisen
und auf die Bedeutung der Spiritualität von
Trauerbegleitern für ihre Arbeit. Sein daraus
gewonnenes Fazit: „Je besser ich mich kenne, desto
weniger muss ich meine Probleme beim Anderen lösen."
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