Aus der NGZ vom 6. Dezember 2005
Medaillen für den Dienst am Menschen
Kaarst. Seit dem Jahr 2000 wird weltweit am 5. Dezember der "Tag des Ehrenamtes" begangen. Die Stadt Kaarst ehrt bereits seit 1993 Vereine oder Personen, die sich durch ehrenamtliches Engagement hervorgetan haben. Gestern gingen die Auszeichnungen nicht an Einzelpersonen, sondern an die Hospizbewegung Kaarst e.V. und an den Verein Marienheim-Hospiz. Beide Vereine betreuen Sterbende, ermöglichen ihnen einen begleiteten Ausklang ihres Lebens in Würde – kein Wunder, dass Bürgermeister Franz-Josef Moormann die Laudatio leicht fiel.

Mitglieder der beiden zu ehrenden Vereine, Ratsmitglieder aller Fraktionen und der gesamte Verwaltungsvorstand waren im Atrium des Rathauses zu einer Feierstunde zusammengekommen. Bürgermeister Moormann machte deutlich, wie sehr sich in Kaarst Bürger für andere ehrenamtlich einsetzen – er spannte einen Bogen von den freiwilligen Feuerwehren über die Sanitäts- und Rettungsdienste bis hin zu Chören, Büchereien und anderen kulturellen Einrichtungen wie Brauns-Mühle, Tuppenhof oder Pampusschule – und nicht zu vergessen die vielen Ehrenamtler in den Sportvereinen. "Was sich hier alles um das Ehrenamt herum rankt, ist schon beachtlich", so der Bürgermeister zufrieden. Die Hospizbewegung habe neue Ideen in die gesellschaftliche Wirklichkeit hineingetragen – 1992 war die Idee in Kaarst aufgegriffen worden.

Günther Kolvenbach als Mann der ersten Stunde erinnerte sich gegenüber der NGZ: "Wilhelm Schümchen zeigte mir einen Artikel aus ´Christ und die Welt` über die Hospizbewegung in England und fragte mich, ob das nicht auch etwas für unsere Pfarre sei." Mark Koll hatte mit Schülern seiner Musikschule einen Song Wilhelm Schümchen gewidmet, der vor zwei Jahren verstorben war. Seine Witwe Gertraud Schümchen war gestern unter den Gästen.

Hildegard Kallen, Vorsitzende der Hospizbewegung Kaarst, mahnte angesichts steigernder Lebenserwartung ein noch stärkeres Engagement an und stellte fest: "Bei der Hospizarbeit geht es um das Verhältnis von Mensch zu Mensch, also um das Wichtigste überhaupt." Dieter Maluche, Vorsitzender des Marienheim-Hospiz, freute sich über die Auszeichnung: "Sie ist eine besondere Würdigung unserer Arbeit." Zu den Ehrenamtlern der Hospizbewegung Kaarst, die Menschan am Sterbebett aufsuchen, gehört der 72-jährige Dr. Rurik von Antropoff. Der pensionierte Englisch-Professor beschrieb seine Motivation, die mitunter durchaus belastende Aufgabe ehrenamtlich zu übernehmen, gegenüber der NGZ so: "Man darf Sterbende nicht allein lassen." Bürgermeister Franz-Josef Moormann zeigte sich offen in Bezug auf die Gestaltung des Tages des Ehrenamtes – die Anregungen des Förderkreises Holzbüttgen, die Bürger entscheiden zu lassen, wer ausgezeichnet wird, bewertet er als positiv. Auf der anderen Seite hält er es für bedeutsam, dass gerade der Stadtrat entscheidet, wer ausgezeichnet wird. Ob im kommenden Jahr wieder Vereine oder Einzelpersonen geehrt werden, wird zeitnah entschieden.

Rudolf Barnholt

Mit freundlicher Genehmigung der Neuß-Grevenbroicher Zeitung

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