Kaarst.
Eines ist sicher: Der Tod kommt unweigerlich auf
jeden Menschen zu. Wie soll das Leben unter diesem
Aspekt gestaltet werden? Auf Einladung der
"Hospizbewegung Kaarst e.V." sprach
jetzt die Diplom-Psychologin und Autorin Dr.
Daniela Tausch-Flammer im Vinzenz-Haus zum Thema
"Jeder Tag ist kostbar – Endlichkeit
erfahren – intensiver leben". Die
42-jährige, die ein Hospiz in Stuttgart aufgebaut
und geleitet hat, hat immer wieder folgende
Erfahrung gemacht: "Diejenigen, die auf dem
Sterbebett das Gefühl haben , ihr Leben gelebt zu
haben, können am besten loslassen".
Man hätte eine
Stecknadel fallen hören können, und das aus
gutem Grund. Das Thema geht jeden an und die
Referentin verstand es, auf sehr eindrückliche
Weise ihre Thesen zu vermitteln – kein Wunder,
dass die Zuhörer ihr gebannt lauschten. Was die
jetzt in Bremen lebende Psychologin kritisierte:
"Wir wissen, dass der Tod auf uns zukommt und
bereiten uns doch so gut wie gar nicht darauf
vor". Dabei helfe der Gedanke an den Tod, zu
Lebzeiten zwischen Wesentlichem und Unwesentlichem
zu unterscheiden. Es gehe nicht darum, die
schwere, dunkle Seite des Todes zu verleugnen.
Trotzdem riet die Referentin, aus der
Auseinandersetzung mit der Endlichkeit unserer
Existenz Konsequenzen zu ziehen. Es gelte,
"das Lebensgefäß voll zu machen". Dr.
Tausch-Flammer verglich das Leben mit einem
großen Buffett: Man solle sich nicht nur auf
wenige Speisen, von denen man ganz sicher weiß,
dass sie einem schmecken und bekommen,
beschränken, sondern dies und das probieren.
Ansonsten hätte man möglicherweise etwas zu
bereuen, wenn das Buffett plötzlich geschlossen
wird. Wie kann dieses persönliche
"Lebensgefäß" denn aufgefüllt werden?
"Wir sollten mehr in der Gegenwart
leben", riet die Referentin. Jeder müsse ein
Gespür für die Kostbarkeit des Moments
entwickeln und sich fragen: Welche Lebensträume
verschiebe ich immer wieder nach hinten? Gedanken
wie "das kann ich nicht" oder "da
blamier ich mich" ersticken so manche Idee.
Dr. Daniela Tausch-Flammer ermunterte zu mehr Mut,
Fehler zu machen. Außerdem mahnt sie, sich mehr
Zeit zu lassen, zum Beispiel fürs Essen.
Außerdem müsse sich jeder mit folgenden Fragen
auseinander setzen: Wer bin ich? Was sind meine
Wünsche? Was begeistert und beseelt mich? Ihre
Anregung in diesem Zusammenhang: "Wir sollten
viel neugieriger sein, was sonst noch in uns
steckt". Begabungen sollten nach Möglichkeit
ausgelebt werden – die Referentin empfahl eine
"Entdeckungsreise zu sich selbst". Sie
selbst versuche, regelmäßig so genannte Ja-Tage
einzulegen, an denen sie ja sagt selbst zu
schlechtem Wetter oder zu aufkommender
Traurigkeit.
Ein etwas
überraschender Tipp von einer so energiegeladenen
Person: "Ich weine regelmäßig: Das ist eine
gute Möglichkeit um loszulassen und bei sich
anzukommen".
barni
Mit freundlicher
Genehmigung der Neuß-Grevenbroicher Zeitung |