Aus dem Kaarster Extra Tip vom 8. März 2003
Menschen in Kaarst
Reiner Stroepen: "Nicht Gutes tun, sondern Gutes bewirken"
"Das müssen Sie schreiben, das ist sein Lieblingssatz!" Angelika Waldeck, Vorsitzende der Hospizbewegung Kaarst, weiß genau, welche Überschrift über diesen Artikel gehört, denn sie kennt auch Reiner Stroepen (40) ganz genau: In seiner zehnjährigen Täitigkeit als hauptamtlicher Mitarbeiter hat er die Hospizbewegung in Kaarst aufgebaut und um zahlreiche Aspekte erweitert. Jetzt lockt eine neue Aufgabe: Am 1. März hat er die Geschäftsführung des Deutschen Roten Kreuzes Mönchengladbach übernommen.

Wenn der Sozialarbeiter - steht kurz vor dem Abschluss zum Sozialwirt - hier ebenso engagiert arbeitet wie in Kaarst, steht dem DRK einiges bevor. In seinen zehn Jahren bei der Hospizbewegung hat Reiner Stroepen "fast alles erreicht, was wir erreichen wollten", so Angelika Waldeck. Jetzt gilt es, die vorhandenen Angebote zu pflegen. Da ist die "hervorragende Zusammenarbeit" (Stroepen) mit dem Vinzenz-Haus, 1995 wurde neben der Sterbe- auch die Trauerbegleitung eingeführt. "Die war damals im Kreis Neuss noch ein Stiefkind", erinnert sich Stroepen, jetzt werden Kinder, Erwachsene und Eltern sowohl in Gruppen als auch einzeln in ihrer Trauer begleitet. Eins der neueren "Stroepen-Projekte": Unter dem Motto "Leb wohl, kleiner Dachs" setzt sich ein Pantomime in Kindergarten mit Sterben, Tod und Trauer auseinander, um so eine Enttabuisierung dieser Themen zu erreichen. Ein weiterer Schwerpunkt der Hospizbewegung ist die Schmerztherapie. "Man trifft nicht mehr auf so viele Schmerzpatienten, die vor Schmerzen in ihren Wohnzimmern schreien", weiß Reiner Stroepen. Eine Unterversorgung mit Schmerzmitteln muss nicht mehr sein, das hat die Hospizbewegung auch auf mehr als 20 Info-Abenden zum Thema deutlich gemacht. Stroepen war weiter Initiator der Trauertagungen, bei denen alljährlich rund 130 Experten aus ganz Deutschland nach Kaarst "pilgern".

Noch ein letztes Foto zum Abschied: Reiner Stroepen mit Andrea Lißke (links) und Angelika Waldeck (Mitte).
Foto: R. Retzlaff
In Sachen Sterbe- und Trauerbegleitung wenden sich alljährlich rund 130 Menschen an die Hospizbewegung Kaarst, hinzu kommen unzählige Beratungsgespräche. "Unser Ziel ist es, uns überflüssig zu machen", so Stroepen. Oft übernehme die Hospizbewegung die Funktion der "psychosozialen Tankstelle, die Familien machen dann die Begleitung selbst", gibt Stroepen zu verstehen. Die Trauerbegleitung werde mehr und mehr zur Gemeinschaftsaufgabe. Da hilft natürlich auch die Öffentlichkeitsarbeit, die in Kaarst groß geschrieben wird und hier schon Einiges bewirkt hat. Stroepen: "In den Köpfen der Leute hat sich etwas verändert; man muss nicht mehr versteckt sterben und auch der Spruch 'Die Zeit heilt alle Wunden' hat seine Gültigkeit verloren. Es hat sich eine Kultur in Kaarst entwickelt, diese Dinge in den Alltag aufzunehmen - von den Schützen bis hin zu den Politikern."

Und wie geht es nach dem Weggang Stroepens weiter? Andrea Lißke, seit '98 zweite hauptamtliche Mitarbeiterin der Hospizbewegung Kaarst, wird das Bestehende mit Hilfe einer Bürofachkraft weiter führen. Zu ihren Aufgaben gehört auch die Suche nach Sponsoren, denn die Hospizbewegung Kaarst finanziert sich ausschließlich durch Spenden (Spendenkonto bei der Stadtsparkasse Kaarst-Büttgen, Konto-Nr. 328 005, BLZ 305 512 40).

Weitere Informationen gibt es auch unter der Rufnummer 60 58 06 oder im Internet unter www.hospiz-bewegung.de.

Rolf Retzlaff

Mit freundlicher Genehmigung des Kaarster Extra Tip

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